Auch im Fernunterricht sollten Spiele das Klassenklima aufhellen. Doch welche Spiele gibt es?
Wer im Fernunterricht mit seinen Schülerinnen und Schülern etwas spielen möchte, beginnt schnell zu verzweifeln. Die klassischen Spiele wie Klassenmemory, Eckenrechnen und Daumendrücken sind ohne die Präsenz im Klassenzimmer kauf realisierbar. Es gibt jedoch einige Spiele, die sich auch mit Gruppen online spielen lassen, um so etwa das Klassenklima aufzulockern. Spiele fördern die Wahrnehmungs- und Beobachtungsfähigkeit und die Kreativität. Sie können Schülerinnen und Schülern insbesondere in einer Zeit von Distanz und Abstand Kommunikation und Spaß vermitteln und ermöglichen so Abwechslung im digitalen Unterrichtsalltag. Sie helfen gegen Langeweile, Freizeitstress und “verkopftes Lernen” und sollten deshalb regelmäßig auch in den digitalen Unterricht eingebracht werden. Im heutigen Beitrag sammeln wir deshalb Spiele für den Fernunterricht.
Montagsmaler
Montagsmaler nennt man mancherorts das Spiel, bei dem eine Person etwas zeichnet. Ähnlich wie etwa bei Activity müssen die anderen Personen nun erraten, was dort gezeichnet wird. In der Schule findet das Zeichnen meist an der Tafel statt – im digitalen Klassenzimmer bieten einige Plattformen für Videokonferenzen ein Whiteboard an, wo ebenfalls für alle sichtbar gezeichnet werden kann. Soll dezentral gespielt werden, bietet etwa skribbl.io die Möglichkeit, kostenlos und ohne Anmeldung zu spielen. Wer malen soll, erhält drei Begriffe vorgegeben, von denen er sich einen zum Malen aussuchen muss. Die Mitspieler raten über die integrierte Chatfunktion. Das Spiel ist allerdings auf 12 Spieler pro Spiel begrenzt und daher für größere Gruppen nicht geeignet.
Stadt, Land, Fluss - oder irgendwas anderes.
Der Klassiker unter den Spielen ist Stadt-Land-Fluss. Bei stadtlandfluss.net können die Kategorien und Spielregeln selbst festgelegt werden. So sind auch abwechslungsreiche Kategorien wie “Pokemon” oder “Todesursache” möglich. Sobald ein Spieler “Stopp” sagt, können alle Mitspieler über die Richtigkeit der genannten Begriffe abstimmen. Die Punkte berechnet die Plattform automatisch. Um maximale Fairness zu erreichen, sollte man sich penibel an die Rechtschreibung halten, das “Dänemark” und “Denemark” sonst jeweils mit 10 Punkten bewertet werden – auch “dänemark” könnte so zu einem verfälschten Ergebnis führen. Das Spiel lässt sich online mit bis zu 20 Spielern spielen.
In einer Videokonferenz kann das Spiel auch altmodisch mit Zettel und Stift gespielt werden. Hierbei entfällt jedoch die Kontrollinstanz und es ist schwierig, zu kontrollieren, ob jeder mit dem Schreiben aufhört, wenn “Stopp” gesagt wird.
Hier könnt ihr euch Tools für Videokonferenzen im Vergleich ansehen.
Werwolf
Den meisten Freunden des Spieleabends sollte “Werwölfe vo Düsterwald” ein Begriff sein. Auf play.werwolfonline.eu lässt sich ein Spiel online einrichten. Schülerinnen und Schüler können dem Spiel dann über eine Spielnummer beitreten, ohne sich anzumelden. Das browserbasierte Spiel führt durch das Spiel und übernimmt die Abstimmungen. Wer Angst hat, dass das Spiel damit zu ruhig wird, täuscht: Gesprächsbedarf gibt es immer und der gewählte Bürgermeister darf gern das Wort ergreifen, um die Spielphasen zu beleben. Es lassen sich die unterschiedlichsten Charaktere auswählen, wodurch das Spiel auch mit mehreren Mitspielern sehr abwechslungsreich wird. Durch das Aktualisieren der Seite können Verzögerungen oder Störungen im Spiel problemlos behoben werden.
Scharade
Scharade kann natürlich ebenso in der Videokonferenz gespielt werden. Begriffe können etwa per Direktnachricht von der Lehrkraft oder einem Spielleiter vorgegeben werden. Der Begriff muss dann pantomimisch dargestellt und von den Mitspielern erraten werden. Das schafft nicht nur Auflockerung, sondern auch etwas Bewegung im Fernunterricht.
Spiele als Bestandteil des Fernunterrichts
Im Sinne der Erlebnispädagogik legen Spiele im Fernunterricht Wert auf die Selbstentwicklung und Kreativität der Schülerinnen und Schüler und gehen auf die einzelnen Personen ein, indem sie nicht bei ihren Defiziten ansetzen, sondern ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten herausstellen. Aktivierende Spiele fördern die Selbstinitiative der Lernenden und reißen sie aus der Zuschauermentalität, die Lehrkräfte all zu oft im Unterricht beobachten können. Entsprechende Spielformen und Aktivitäten schaffen motivierende Anreize für eine Beteiligung.
Lehrkräfte stehen in diesem Zusammenhang vor der Herausforderung, die Lerngruppe auch in Spielphasen zu beobachten und das Spiel zu reflektieren. Mögliche Fragestellungen und Beobachtungshilfen könnten sein:
- Verhalten sich die Lernenden aktiv oder passiv? Welche Interaktionen finden statt? Besteht Cliquenbildung?
- Wie kommunizieren die Spielerinnen und Spieler miteinander? Hören sie sich gegenseitig zu und beziehen sich im Gespräch aufeinander? Ist die Kommunikation eher emotional-affektiv oder eher rational geprägt?
- Welche formellen und informellen Rollen nehmen die Schülerinnen und Schüler ein und welche Auswirkungen haben sie auf die anderen?
- Zeigen die Schülerinnen und Schüler sichtbare Reaktionen auf die Spiele? Welche Ursachen lassen sich für die Lust oder Unlust finden?
- Was kann beim nächsten Mal hinsichtlich der Zielsetzung, Methoden und des Spielangebots anders gemacht werden?
Titelbild: madartzgraphics / pixabay.com
Jonas, K. und M. Jonas: Partizipative Medienkulturen. 2014.
Krappmann, L. und D. Hopf: Spiele und Spielerisches in der Grundschule. 1979.
Perels, F. und B. Schmitz, K. van de Loo: Training im Unterricht: Moderne Methoden machen Schule.
Schmoelz, A.: Ernsthafte Spiele als Anlass für Ko-Kreativität. 2016.
Thiesen, P.: Freche Spiele. Starke Spielideen gegen Frust und Lustverlust in Schule, Jugendarbeit und Erwachsenenbildung. 2006.
Dieser Beitrag stammt von
Kevin Ruser
Kevin ist ein junger Lehrer für Geographie und Deutsch an Gymnasien und verwendet digitale Medien sehr gern in seinem Unterricht. Seine Examensarbeit schrieb er über sprachbildenden Fachunterricht.
Schreiben
Kevin schreibt seit August 2012 auf seinem eigenen Blog und veröffentlicht wöchentlich neue Artikel zu unterschiedlichen Themen. Seine Bachelorarbeit schrieb Kevin über den Einsatz des Smartphones im Geographieunterricht, seine Masterarbeit über Sprachbildung im Geographieunterricht.
Unterrichten
Der Autor hat die Fächer Geographie und Deutsch für Gymnasien studiert und arbeitet als Vertretungslehrer an einer weiterführenden Schule. Zudem ist er als Nachhilfelehrer in der Online-Nachhilfe tätig.
Kevin Ruser
Über den Autor